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Man sollte noch genug Puste für den Endspurt haben“ – Projektmanagerin bei start

„Man sollte noch genug Puste für den Endspurt haben"

Wenn sich start um ausgeschriebene Verkehre bewirbt, ist Projektmanagerin Meike mit im Team. Warum dabei auch sportliche Qualitäten gefragt sind, schildert sie im Interview.

Ausschreibungen gewinnt oder verliert man als Team. Du bist als Projektmanagerin mit von der Partie. Bist du da so eine Art Spielführerin?

Das wäre wohl zu viel behauptet. Ausschreibungen managen wir bei start im Tandem. Der Projektleiter trägt die fachliche und inhaltliche Verantwortung für die Ausschreibung. Ich halte ihm als Projektmanagerin in organisatorischen Themen den Rücken frei und sorge dafür, dass Material und Dienstleistungen zur richtigen Zeit und in der richtigen Qualität geliefert und bereitgestellt werden. Außerdem räume ich etwaige Hindernisse bei der Realisierung von Teilprojekten aus dem Weg und behalte alle Gremientermine im Auge. Wir vertreten uns aber auch gegenseitig. Schließlich höre ich nicht auf zu denken, nur weil ich fachlich und inhaltlich nicht verantwortlich bin, und außerdem kann man Ausschreibungen nur gemeinsam stemmen.

Das scheint auch gut zu funktionieren. start hat schon einige Netze an Land gezogen, ein paar sind in der Pipeline, darunter sogar ein grenzüberschreitender Verkehr.

Ja, das stimmt. Wir haben den grenzüberschreitenden Maas-Wupper-Express gewonnen und werden zum Fahrplanwechsel 2026 den Betrieb aufnehmen. Leider war ich an dem Projekt aber nicht persönlich beteiligt. Ich bin jetzt zwar schon seit drei Jahren bei start, habe in der Zeit auch schon einige Ausschreibungen betreut, hatte aber noch nicht das große Glück, an einem der gewonnenen Verfahren mitgewirkt zu haben.

Wie funktioniert so eine Ausschreibung eigentlich? Wie lange dauert sie? Wer gibt den Startschuss, wann ist das Spiel fertig und wann ist klar, dass man gewonnen hat?

Den Startschuss gibt immer der Aufgabenträger. Er bestimmt, wann eine Ausschreibung bekanntgegeben wird und auf den Markt kommt. Wie lange eine Ausschreibung läuft, hängt wiederum davon ab, wie umfangreich die geforderten Leistungen sind. Geht es darum, Personal für bereits vorhandene Züge zu rekrutieren und den vorgegebenen Fahrplan zu bedienen, lässt sich eine Ausschreibung in wenigen Monaten bearbeiten. Ist die Beschaffung von Neufahrzeugen vorgesehen, können von der Ausschreibung bis zur Inbetriebnahme eines Netzes auch schon mal einige Jahre vergehen. Beim Maas-Wupper-Express sind es zum Beispiel vier Jahre. Als Faustregel könnte man sagen: Je größer die Fertigungstiefe, umso länger die Bearbeitung.

Das hört sich ganz schön kompliziert an. Wenn Sie neue Züge stellen sollen, können Sie deren Herstellung ja auch erst nach dem Gewinn der Ausschreibung in Auftrag geben.

Genau – und diese Beauftragung wird ja auch wieder ausgeschrieben, weil man Volumina in dieser Größenordnung nicht einfach mal so vergeben darf.

Mal so sportlich betrachtet – welche Projekte sind dir persönlich lieber? Die komplizierten mit den hohen Anforderungen oder die kurzen Schnellen mit der geringen Fertigungstiefe?

Persönlich empfinde ich die Verfahren, bei denen wir nur das betriebliche Personal stellen müssen, mitunter als größere Herausforderung, weil es angesichts des Fachkräftemangels sehr schwierig sein kann, das nötige Personal zu rekrutieren. Hinzu kommt, dass man Lokführer:innen, die bisher mit einem Dieseltriebzug irgendwo in Deutschland unterwegs waren, nicht von einem Tag auf den anderen mit einem Wasserstoffzug durch den Taunus fahren lassen kann. Bevor sie das dürfen, müssen sie für die Strecke und die jeweiligen Fahrzeugtypen geschult werden. Bei Start Taunus hatten wir elf Monate Zeit dafür, und das war schon sehr sportlich. Deshalb sind die Herausforderungen in einem geringen Zeitraum manchmal genauso groß wie bei komplexen Projekten, wie dem Maas-Wupper-Express. Dort besteht die Herausforderung vor allem darin, dass die Züge rechtzeitig zur Betriebsaufnahme fertig sind, während man im Recruiting und in der Ausbildung genügend Vorlauf hat.

Bei geringer Fertigungstiefe sind also eher Sprinterqualitäten, bei größeren Projekten eher Ausdauer und Stehvermögen gefragt?

Genau! Bei größeren Projekten ist es dann eher so der Marathon. Für die Projektleitung und Projektsteuerung ist das auch deshalb ein interessantes Thema, weil man das Team über eine lange Zeit motiviert halten und in diesen Zeiträumen natürlich auch mit Fluktuationen rechnen muss. Gleichzeitig weiß man von Marathons, dass es nicht schadet, wenn man kurz vor der Ziellinie noch ein paar Reserven mobilisieren kann. Am Ende von Projekt-Marathons ist es ähnlich: Auch da kommt man besser durch, wenn man noch genug Puste für einen Endspurt hat.